Die Familiensynode ist zu Ende gegangen – zwischen Hoffnung und Enttäuschung
Die Familiensynode in Rom ist nun zu Ende gegangen, das Ergebnis, das vieles offen und in der Schwebe lässt und kaum konkrete Reformschritte erkennen lässt, ist für viele enttäuschend. Diese Enttäuschung darf jedoch nicht vergessen lassen, dass es sich bei den Diskussionen um die unter den Bischöfen heiß umstrittenen Themen der Ehe- und Sexualmoral um einen der härtesten, offen ausgetragenen Machtkämpfe innerhalb der institutionell verfassten katholischen Kirche seit langem gehandelt hat. Wegweisend mag deshalb weniger das konkrete Ergebnis der Familiensynode sein als ihr Stil: Die freimütigen Beratungen und Diskussionen der Synode bezeugen, dass Papst Franziskus es ernst meint mit einer Dezentralisierung der katholischen Kirche. Dass die angeregten Diskussionen trotzdem in vielem ergebnislos blieben, liegt also weniger an Papst Franziskus und mehr daran, dass die Bischofskonferenzen unfähig scheinen, auf die vom Papst gewünschte Dezentralisierung angemessen zu reagieren. Es fehlt ihnen der Mut, sich kreativ mit eigener Stimme und wegweisenden Vorschlägen in den von Papst Franziskus eröffneten Reformprozess einzubringen. Inhaltlich deutet der Dreiklang von Sehen – Urteilen – Handeln daraufhin, dass (wenn auch zaghaft) ein neuer Wind im Vatikan weht: auch in Fragen der Sexualmoral soll nun von der konkreten sozialen Situation der Menschen ausgegangen werden. Diese Situationen sollen im Lichte des Glaubens urteilend analysiert werden, um so zu Handlungsoptionen zu kommen. Ein solches Ausgehen von der Realität der Menschen anstatt von abstrakten Glaubenswahrheiten, das der befreiungstheologsichen Sichtweise entspricht und hier schon seit langem seinen Ort hat, scheint nun langsam auch im Vatikan anzukommen – und zumindest das könnte ein hoffnungsvolles Zeichen der Veränderung sein. Denn, so hat es Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Abschlussmesse der Synode zusammengefasst:
„Ein Glaube, der sich nicht im Leben der Menschen zu verwurzeln weiß, bleibt trocken und anstatt Oasen zu schaffen, verursacht er weitere Wüsten.“
(Institut für Theologie und Politik, Münster)