Das Problem der römischen Kirchenleitung
(José Comblin)
José Comblin (1923-2011) starb im März im Alter von 88 Jahren und gilt als einer der wichtigsten Befreiungstheologen. Autor vieler Bücher. Belgier von Geburt, lebte und arbeitete Comblin seit 1958 in verschiedenen Ländern Lateinamerikas: in Talca, Chile, zusammen mit Dom Larrain, in Riobamba, Ecuador, mit Dom Proaño, in Brasilien mit Dom Helder Câmara in Recife und Dom José Maria Pires in Paraiba und zuletzt mit Dom Cappio in Barra, wo er zuletzt lebte…
Wir danken Conrad Berning vom Projekt konzilsvaeter.de für das Zur-Verfügung-Stellen und die Übersetzung des Textes.
„Ich höre die Reformvorschläge, die mir entgegengebracht werden, um neue Formen für die Ausübung des Petrusamtes zu finden, welche einer neuen Situation gegenüber offen sein sollen, ohne dabei auf das Wesentliche seiner Mission zu verzichten“. (Johannes Paul II, Ut unum sint, 1995, Nr. 95)
In der Enzyklika Ut unum sint spricht Papst Johannes Paul II ein fundamentales Problem an, welches darauf hindeutet, dass er sich des Problems sehr wohl bewusst ist. Bereits Paul VI hatte seine diesbezüglichen Sorgen bekundet. Aber gar nichts ist auf Grund dieser Sorgen, die inzwischen zu Sorgen der ganzen Weltkirche geworden sind, geschehen. Die zentrale römische Kirchenleitung funktioniert nicht gut. Statt die Kirche in die neue Welt von heute hineinzuführen, bleibt sie in ihrer Vergangenheit stehen. So vieles müsste in der Kirche reformiert werden, damit sie Antworten auf die Nöte der Zeit geben könnte. Jedoch der Apparat der kirchlichen Leitung behindert jegliche Änderung. Das System steht Änderungen im Wege. Niemand hat die Macht, Entscheidungen zu treffen. Der Papst ist nicht in der Lage, notwendige Entscheidungen zu treffen. In folgenden Punkten wird das ein wenig deutlicher:
1. Die Papstwahl
Zunächst die Wahlberechtigten. Das gegenwärtige System entstammt Zeiten, in denen der Papst sich nur wenig außerhalb der Diözese Roms und der Nachbardiözesen einmischte. Die Kardinäle gehörten zum Klerus Roms und der Nachbarstädte. Heutzutage entscheidet der Papst über die ganze Welt und benötigt dazu eine große Verwaltung mit tausenden Angestellten. Der Papst sollte eigentlich gewählt werden von Vertretungen aller Kontinente. Die Kardinäle repräsentieren nicht einmal die Kirchen ihrer Länder, weil sie vom Papst selbst ausgesucht wurden. Sie repräsentieren keine einzige Ortskirche.
Wenn der Papst von einer wahren Vertretung der universellen Kirche gewählt würde, besäße er viel mehr Kraft, die ihm zum Rückhalt würde gegen die Macht der römischen Kurie. So jedoch macht er sich von der Kurie abhängig. Im Falle einer Wahl durch die Kirche, könnte er das Gewicht der Kirche in die Waagschale legen gegen das Gewicht der zentralen Verwaltung. Die Vorsteher der Bischofskonferenzen beispielsweise hätten mehr repräsentativen Charakter. So wie es jetzt läuft, sind sehr viele Kardinäle Angestellte der Kurie und vertreten keine einzige Kirche; sie sind nur Verwaltungsbeamte.
An zweiter Stelle das Wahlverfahren. Es gibt zwei Gruppen von Wahlberechtigten: die Kurienkardinäle. Sie kennen sich untereinander und bilden Geheimgruppen. Das sind diejenigen, die Intrigen schmieden für eine Papstwahl. Sie bilden Parteien und arbeiten hinten rum, damit ihre Partei gewinnt. Siehe die letzten Wahlen. Dann gibt es -neben diesen Kurienkardinälen- die Kardinäle von außerhalb. Die kennen sich nicht. Sie treffen im Konklave ein und kennen sich nicht. Sie wissen nichts von den Intrigen der Kurienkardinäle (mit deren Ratgebern!). Die Bischofskonferenz eines Landes weist bei (politischen) Wahlen die Katholiken darauf hin, ihre Kandidaten und deren Programme besser kennen zu lernen, so dass sie ihre Stimme sehr bewusst abgeben können. Jedoch die Kardinäle im Konklave haben keine Möglichkeit, sich ein eigenes Urteil zu bilden, weil sie weder die Kandidaten- noch deren Programme wirklich kennen.
Nach der Wahl von Johannes Paul II stellten wir die Frage an Kardinal Silva von Santiago de Chile, warum er seine Stimme dem polnischen Papst gegeben habe. Er sagte: „Wir kannten ihn nicht, aber man sagte uns, dass er ein guter Kandidat sei; also stimmten wir für ihn“. Würde ein Gläubiger so zu seinem Pfarrer sprechen, würde dieser ihm fehlende Aufklärung vorwerfen.
Wir wissen auch, wer es war, der ihn als guten Kandidaten darstellte. Es war Kardinal König, Erzbischof von Wien, Österreich. König genoss einen guten Ruf und als kluger Mann hatte er ein großes internationales Ansehen. Aber er war sehr dem Opus Dei verbunden, welches eine große Wahlkampagne gemacht hatte. Wir wissen, dass er es war, weil er selbst vor seinem Tod bedauerte, es getan zu haben. Kardinal Silva wusste nicht, dass der polnische Kardinal ein Gegner des Zweiten Vatikanischen Konzils war.
Die Wahlberechtigten müssen Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen haben, um zu wissen, wer die von ihren Kollegen vorgeschlagenen Kandidaten sind und welche Programme diese haben. Wenn das alles schon bei normalen Volkswahlen als Voraussetzung gilt, sollte man meinen, dass in der Kirche diese Forderungen natürlichen Rechts noch viel mehr Gültigkeit besäßen. In der Praxis jedoch geben die Kardinäle ein Vertrauensvotum ab, also genau das, was sie bei politischen Wahlen missbilligen. Der Wähler weiß nicht, was- und wie derjenige denkt, dem er seine Stimme gibt. Nur gut, dass unser gläubiges Volk nicht weiß, wie es bei der Papstwahl zugeht. Es würde sich dafür schämen! Ich verstehe, dass die Bischöfe sich darüber in Schweigen hüllen. Aber diese Situation darf so nicht weiter gehen. Am schlimmsten noch, wenn behauptet wird, dass der Hl. Geist die Wahl lenkt. Wir wissen doch all zu gut, was geschehen ist, und es gab keinen einzigen Moment des sichtbaren Wirkens des Hl. Geistes. Warum werden die Gläubigen getäuscht, als seien sie alle unmündige Kinder?
2. Die De-Zentralisierung
Eine zentralisierte Verwaltung will unvermeidlich ihre eigene Macht verteidigen und vermehren. Solche Zentralverwaltung sucht an erster Stelle ihr eigenes Wohlergehen, und das bedeutet die Verstärkung ihrer Macht: mehr Gesetze müssen her, mehr Verpflichtungen, mehr Formulare, mehr Papier, mehr „Notwendiges“.
In der Kirche ist das nicht anders. Die Verwaltung zieht immer mehr Macht an sich. Das Wohl der Kirche ist nur ein Vorwand. Das gehört zur menschlichen Natur, und selbst wenn alle Angestellten der Kurie Heilige wären, würde das Problem fortbestehen. Es wäre noch schlimmer, weil, wenn sie heiliger wären, würden sie noch mehr arbeiten wollen und würden den anderen auch noch mehr abverlangen. Das Prinzip der Subsidiarität gilt für alle Menschen, und wenn jemand zu Priester oder Bischof geweiht wird, ändert sich seine menschliche Natur nicht. Notwendig ist, zu de-zentralisieren: Bischofsernennungen, das kanonische Recht, die Liturgie, die Ausbildung der Kleriker, die Organisierung der Unterweisung, die Werke der Nächstenliebe und andere Werke. All das, zum Beispiel, kann organisiert werden in jedem Kontinent oder in jedem kulturellen „Raum“. In den ersten Jahrhunderten war die Kirche organisiert in Patriarchaten, das waren kulturell zusammenhängende Lebensräume. Die Existenz innerhalb der katholischen Orthodoxie verschiedener orientalischer Riten zeigt, dass das sehr gut funktionieren kann. Die derzeitige Zentralisierung ist ein Ergebnis rein historischer Begebenheiten.
Das heutige System in der Kirche ist immer noch die Fortsetzung der Kolonialisierung. Als Johannes Paul II zur lateinamerikanischen Generalversammlung der Bischöfe nach Puebla kam, verurteilte er die Basisgemeinden, verurteilte er die Bibelbewegung, verurteilte er die lateinamerikanische Theologie. Als Folge: in den 30 Jahren kehrten allein in Brasilien 30 Millionen Katholiken der katholischen Kirche den Rücken zu, um sich anderen Kirchen und Pfingstbewegungen zuzuwenden, Ergebnis der von Rom auferlegten Pastoral. Der Papst hörte auf jene Ratgeber, die ganz klar abgesteckte politische Intentionen hatten. Er hatte kein Ohr für andere und ließ sich nicht von mehr repräsentativen Vertretungen beraten. Er dachte, das Problem wäre der Kommunismus, aber um den Kommunismus ging es gar nicht. Er hätte die Möglichkeit gehabt, bessere Informationen zu bekommen. Einige hätten ihn informieren könnten, dass Lateinamerika nicht Polen sei und noch weniger Europa. Wir standen da und mussten zusehen, was geschah. Es war uns nicht die Möglichkeit gegeben, uns einzubringen. Kardinal Aloisio Lorscheider hatte einen klaren Kopf und erkannte immer umgehend, was da geschah. Er versuchte zu retten, hatte aber zu wenig Gewicht und besaß nicht das Vertrauens des Papstes.
3. Diktatur
Ein Regierungssystem, in dem eine einzige Person alles alleine entscheidet, ohne die Möglichkeit des Einbringens einer öffentlichen Debatte und ohne stimmberechtigte Instanzen, nennt man Diktatur. Ein System, welches die wahren Beweggründe seiner Entscheidungen verbirgt, entspricht ganz sicher nicht den Erfordernissen des natürlichen Rechtes. Die Bürger haben ein Recht auf Transparenz der getroffenen Entscheidungen. Zum Beispiel, als Paul VI die künstlichen Empfängnisverhütungsmittel verbot, erfuhr niemand, dass die konsultierten Kardinäle in ihrer Mehrheit anderer Meinung waren, und auch die eigens durch den Papst ernannten Studienkommissionen hatten anders gestimmt. Ich erinnere mich noch gut an die darauf folgenden Kommentare meines damaligen Bischofs, Kardinal Suenens.
Und dann noch dies: eine Generation später ergeht vom Rat für die Familie eine Mitteilung an die Bischöfe. Darin heißt es, dass bei einer Beichte keine Fragen an den reuigen Menschen über dessen Praxis bei der Geburtenbeschränkung gestellt werden dürfen. Wenn keine Fragen gestellt werden dürfen, wird es also folglich nicht mehr als Sünde betrachtet. Der Kurienkardinal Afonso Lopez Trujillo selbst hatte diesen geheimen Widerruf der Enzyklika Humanae Vitae den Bischöfen mitzuteilen. Aber warum macht man das alles nicht öffentlich? Die Mehrheit der Katholiken weiß bis heute nicht um diese Aufhebung, auch wenn das Verbot sie wenig interessiert. Die Katholiken kennen die Methoden der römischen Kurie nicht. Sie wissen nicht, dass niemals der Widerruf einer vorher getroffenen Entscheidung öffentlich gemacht wird. Stattdessen das Verbot „weiterer Fragen“ an den Beichtenden.
Bis zum Papst Benedikt XIV im 18. Jahrhundert hatte man niemals die Verurteilung von Zinsgewinnen aus Geldanlagen widerrufen, womit ja verboten war, dass Katholiken in Banken arbeiteten. Aber der Papst sagte damals den Beichtvätern, es sollten diesbezügliche Fragestellungen fortan unterbleiben.
Warum gibt man nicht zu, dass jetzt die Autorität anders entscheidet? Warum dürfen die Frauen nicht wissen, dass die Kirche nicht mehr die künstlichen Mittel zur Geburtenkontrolle verdammt? Viele glauben immer noch, dass die Kirche sie weiterhin verurteilt und als Sünderinnen ansieht. Das sind Praktiken aus Diktaturen. In einer Diktatur irrt die Regierung nie. Nie gibt sie einen Irrtum zu. In der Kirche gibt man ihn erst nach vier Jahrhunderten zu. Gäbe es mit-beratende und mit-entscheidende Gremien, würden viele Irrtümer verhindert und später gäbe es keine Schwierigkeiten, Fehler einzuräumen.
So lange diese Reformen nicht stattfinden, wird es keinerlei andere pastorale Reformen geben können. Alles hängt von der Zentrale ab, alles hängt vom Papst ab. Paul VI wusste das, und Johannes Paul II wusste es auch. Vom jetzigen Papst wissen wir noch nicht, wie er dazu steht. Aber es sieht nicht danach aus, als denke er diesbezüglich anders als sein Vorgänger.
Es ist nicht eine Frage der Heiligkeit. Papst Pius X war ein Heiliger. Aber er beging kolossale Fehler in Bibelfragen, welche großenteils heute die aktuellen Probleme der Kirche inmitten der Welt erklären! Das Problem ist, dass der Papst auch nur Mensch ist und die gleichen Begrenzungen der menschlichen Natur hat. Menschliche Intelligenz erschuf Regierungsgebilde, zugeschnitten auf diese menschliche Begrenztheiten. Jesus machte sich für kein einziges Regierungssystem stark. Und wir leben nicht mehr in der Zeit Gregors VII. Das Problem besteht darin, dass alles abhängig ist von einer einzigen Person!
Die Reformen können Jahrhunderte dauern, wenn nicht eines Tages ein Papst auftritt, der die Entscheidung selbst in die Hand nimmt, diese Art der obersten Kirchenleitung des Petrusdienstes zu ändern. Prinzipiell müsste es ein jüngerer Mensch sein. Schluss mit dem Vorurteil, dass ein älterer Mann besser ist, weil er dann nicht so lange an der Spitze steht. Es gäbe für die Papstdauer ein anderes Kriterium: der Papst könnte die gleiche Altersgrenze für sich beanspruchen, die er auch den Bischöfen auferlegt. Früher wurden die Menschen nicht so alt, sie lebten wenige Jahre, im Schnitt um die 30. Heute ist das auf 80 und mehr gestiegen. Es ist nicht normal, dass eine so komplexe Institution wie die Kirche noch von einem alten Mann mit über 80 geleitet wird.
Wie viele Gläubige unserer Kirche denken so. Vielleicht sind sie weiser als ich, wenn sie sich damit abfinden, dass sie ja doch nichts ändern können und es wohl besser ist, keine Energie zu verschwenden mit einem Fall, der von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Mich tröstet allerdings, dass ich doch nicht alleine da stehe. Es gibt viele, die diese Dinge auch schreiben.
(Übersetzung aus dem Portugiesischen: Conrad Berning)
Einen Artikel über José Comblin finden Sie au f http://www.itpol.de/?p=461
Os problemas de governo da Igreja
Artigo inédito de José Comblin
Publicamos um artigo inédito de José Comblin, recentemente falecido. Ele foi escrito „na última semana que esteve entre nós“, informa Monica Maria Muggler, ao nos enviar o artigo.
Segundo Monica, „considerações que achou por bem fazer, a partir da repercussão de entrevistas recentes que havia dado sobre questões eclesiais. Enviou a algumas pessoas e deixou para divulgar mais tarde, pois considerava que o assunto ainda não está na ordem do dia em nosso continente, embora na Europa já se começa a falar a respeito“.
Eis o artigo.
“Ouço a solicitação que me é dirigida para encontrar uma forma de exercício do primado que, sem renunciar de modo algum ao que é essencial da sua missão, se abra a uma situação nova” (João Paulo II, Ut unum sint,1995, n. 95)
Na Encíclica Ut unum sint, o Papa João Paulo II aludiu a um problema fundamental mostrando que estava bem consciente. Já Paulo VI havia manifestado que estava preocupado. Mas nada saiu dessas preocupações que hoje em dia são preocupações da Igreja inteira. O governo central da Igreja não funciona bem. Em lugar de adaptar a Igreja ao mundo atual, paralisa a Igreja no seu passado. Muitas coisas deviam ser reformadas na Igreja para responder às necessidades dos tempos. Mas a máquina de governo impede toda mudança. O sistema impede a mudança. Ninguém tem poder para tomar decisões. O Papa não tem condições para tomar as decisões necessárias. Eis algumas expressões dessa situação do governo.
1. A eleição do Papa
Primeiro os eleitores. O sistema atual foi feito quando o Papa fazia poucas intervenções fora da diocese de Roma e das dioceses vizinhas. Os cardeais eram o clero de Roma e das cidades vizinhas. Hoje em dia, o Papa decide tudo o que acontece no mundo inteiro e tem uma grande administração com milhares de funcionários. O Papa devia ser eleito por uma representação de todos os continentes. Os cardeais nem sequer representam as Igrejas dos seus países porque foram escolhidos pelo próprio Papa e não representam nenhuma Igreja particular.
Se o Papa fosse eleito por uma verdadeira representação da Igreja universal, teria mais força onde se apoiar contra o poder da Cúria. Agora ele depende da Cúria. Eleito pela Igreja poderia invocar o peso da Igreja contra o peso da administração central. Os presidentes das conferências episcopais, por exemplo, teriam mais caráter de representatividade. Além disso, muitos cardeais são funcionários da Cúria e não representam nenhuma Igreja, porque são funcionários da administração.
Em segundo lugar, o modo da eleição. Há dois tipos de eleitores. Há os cardeais da Cúria. Estes se conhecem e formam círculos secretos. Esses são os que intrigam para preparar a eleição. Formam partidos e trabalham na sombra para que o seu partido possa ganhar. O que aconteceu nas últimas eleições é edificante. Depois, há os cardeais de fora. Esses não se conhecem, Chegam para o conclave e não se conhecem. Não sabem quais são as intrigas que estão fazendo os cardeais da Cúria (com os seus conselheiros!). Em cada país a Conferência episcopal exorta os católicos para conhecer bem os candidatos e os seus programas de tal maneira que possam fazer um voto consciente. Mas os cardeais não têm condições de fazer um voto consciente, porque não conhecem os candidatos, nem os seus programas.
Depois da eleição de João Paulo II perguntamos ao cardeal Silva, de Santiago do Chile, porque tinha votado no cardeal polonês. Ele disse: ”Nós não o conhecíamos, mas disseram-nos que era um bom candidato e então votamos nele”. Se o paroquiano explicasse assim o seu voto ao seu vigário, este lhe diria que é um inconsciente.
Sabemos quem foi quem disse que era um bom candidato. Foi o cardeal Koenig, arcebispo de Viena, na Áustria. Koenig tinha grande fama de homem de grande projeção intelectual e de grande prestígio internacional. Mas estava muito ligado à Opus Dei que tinha feito uma campanha eleitoral muito ativa. Sabemos que foi ele, porque ele mesmo disse antes de morrer, e disse que estava muito arrependido de ter feito isso. O cardeal Silva não sabia que o cardeal polonês era adversário do Concílio Vaticano II.
Os eleitores devem ter tempo para se conhecer e saber quais são os candidatos apresentados pelos colegas e quais são os programas dos candidatos. Se isso se exige por eleições comuns, poderia pensar-se que na Igreja essa exigência de direito natural valesse com mais força. Na prática o quer acontece é que os cardeais fazem um voto de confiança, exatamente o que se denuncia em todas as eleições políticas. O votante não sabe o que quer o seu candidato. Ainda bem que o povo católico não sabe como se faz essa eleição, porque ficaria envergonhado. Compreendo que os bispos guardem silêncio sobre isso. Mas essa situação não pode continuar. O pior é quando se diz que quem decide a eleição é o Espírito Santo. Quando se sabe muito bem o que aconteceu e não houve nenhum momento de revelação do Espírito Santo. Por que enganar os católicos como se fossem todos infantis?
2. A descentralização
Uma administração centralizada inevitavelmente quer defender os seus poderes e aumentá-los. O que busca a administração central é em primeiro lugar o seu próprio bem, ou seja, o aumento do seu poder: fazer mais leis, mais obrigações, mais formulários, mais papéis impressos, mais exigências.
Na Igreja não é diferente. O que busca a administração é assegurar mais poder. O bem da Igreja é um pretexto. Isso é parte da natureza humana, e, se todos os funcionários da Cúria fossem santos, o problema continuaria. Seria pior porque se fossem mais santos, queriam trabalhar mais ainda, e fazer mais imposições ainda. O principio de subsidiariedade vale para todos os seres humanos e quando um sacerdote ou um bispo é ordenado a sua natureza humana não muda. Precisa descentralizar: as nomeações episcopais, o direito canônico, a liturgia, a formação do clero, a organização do ensino, das obras de caridade e outras obras. Tudo pode ser organizado, por exemplo, em cada continente ou cada totalidade cultural. Nos primeiros séculos a Igreja foi organizada em patriarcados, que eram unidades culturais. A existência dentro da ortodoxia católica de Igrejas de diversos ritos orientais mostra que isso pode funcionar muito bem. A centralização atual é o resultado de razões puramente históricas.
O sistema atual ainda é na Igreja a continuação do colonialismo. Chegando a Puebla, João Paulo II condenou as Comunidades Eclesiais de Base – CEBs -, condenou o movimento bíblico, condenou a teologia latino-americana. Conseqüência: em 30 anos, somente no Brasil, 30 milhões de católicos deixaram a Igreja católica para aderir a igrejas ou movimentos pentecostais ou neopentecostais, conseqüência da pastoral imposta. O Papa escutou alguns conselheiros que tinham intenções políticas muito claras. Não procurou saber mais, recorrendo a instâncias mais representativas. Pensou que o problema era o comunismo e não era o comunismo e ele tinha possibilidade de receber outras informações. Alguns podiam dar-lhe a informação de que América Latina não é Polônia e nem sequer é Europa. Nós estávamos aí sabendo o que ia acontecer, mas nada podíamos fazer. O cardeal dom Aloísio Lorscheider sentiu imediatamente tudo e procurou consertar, mas não tinha peso suficiente e não era da confiança do Papa.
3. Um sistema de governo em que uma pessoa sozinha decide tudo sem que haja debate público e instância deliberativa, chama-se ditadura. Um sistema em que as verdadeiras motivações das decisões do governo, são escondidas com certeza não responde as exigências do direito natural. Os cidadãos têm o direito de saber quais são os fundamentos das decisões tomadas. Por exemplo, quando Paulo VI condenou o uso de meios anticoncepcionais artificiais, não se soube que os cardeais consultados na sua maioria não concordavam, que as comissões nomeadas pelo Papa para estudar o assunto também não concordavam. Lembro-me muito bem de ter ouvido os comentários do cardeal Suenens, que era o meu bispo.
Muito bem. Uma geração depois, o Conselho da Família envia aos bispos um comunicado em que diz que já não se deve fazer perguntas às penitentes sobre a sua prática de limitação de nascimento. Se não se pode fazer perguntas, é porque não se deve considerar como pecado. O próprio Alfonso López Trujillo teve que comunicar secretamente essa revogação implícita da encíclica Humanae Vitae. Mas por que não se disse publicamente? A maioria dos católicos ainda o ignora, embora não aceite a condenação. Os católicos não conhecem os métodos da Cúria romana; não sabem que nunca se publica a revogação de uma ordem dada anteriormente. Mas se diz que não se devem fazer perguntas aos penitentes. Até o papado de Bento XIV, no século XVIII, nunca se havia revogado a condenação dos juros, o que proibia que católicos trabalhassem em bancos. Mas o Papa disse então aos confessores que já não se deviam fazer perguntas aos penitentes.
Por que não se disse que agora a autoridade tinha mudado? Por que as mulheres não podem saber que a Igreja já não condena os meios artificiais de limitação de nascimentos? Muitas ainda acreditam que a Igreja as segue condenando e tratando como pecadoras. Essas são práticas de ditaduras. Numa ditadura o governo nunca erra. Nunca reconhece que foi um erro. Na Igreja só se reconhece depois de quatro séculos. Se houvesse instâncias de deliberação, poderiam ser evitados muitos erros que vêm da precipitação, criando depois a dificuldade de reconhecer o erro.
Se não se fazem essas reformas, nenhuma outra reforma pastoral será possível. Tudo depende do centro, tudo depende do papel do Papa. Paulo VI sabia e João Paulo II sabia também. Ainda não sabemos o que pensa o Papa atual. Mas acredito que não deve pensar diferente do seu antecessor.
Não é questão de santidade. O Papa Pio X foi um santo. Mas cometeu erros colossais em matéria bíblica que explicam uma boa parte dos problemas atuais da Igreja no meio do mundo! O problema é que o Papa é homem também e tem os mesmos limites da natureza humana. A sabedoria humana aprendeu a construir sistemas de governo adaptados à condição humana. Jesus não definiu nenhum sistema de governo. E não estamos mais nos tempos de Gregório VII. O problema é que tudo depende de uma pessoa só!
As reformas podem demorar séculos se não aparece um dia o Papa que toma a decisão de mudar o modo de exercício do ministério de Pedro. Em princípio, teria que ser um homem mais jovem. Precisa suprimir esse preconceito que é melhor um homem já de idade para que não permaneça na frente tanto tempo. Mas há outra maneira: o Papa pode aplicar-se a si mesmo a norma dada aos bispos. Antigamente os seres humanos viviam poucos anos, uma média de uns 30 anos. Hoje em dia a média já atinge 80 anos e vai subir mais. Não é normal que uma instituição tão complexa tenha que ser dirigida por um homem com mais de 80 anos de idade.
Tanta gente na Igreja pensa assim! Talvez sejam mais sábios do que eu pensando que de qualquer maneira nada vai mudar e é melhor conformar-se, do que gastar energia numa causa perdida de antemão. O que me consola, é que não estou sozinho. Já há muitas pessoas que estão escrevendo essas coisas.
Agradecemos el disposicion del texto a Conrad Berning.