Bisher unveröffentlichte Rede des Befreiungstheologen und und ehemaligen Erzbischofs von Recife/ Brasilien, Dom Helder Camaras in Münster/ Westf. am 22. Juli 1972 anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Er bezieht sich in dieser Rede auf seine pastoralen Erfahrungen in Recife und die Schwierigkeiten von Pastoral/ und Gemeindereformen, auch auf das II. Vatikanum. Viele notwendige Veränderungen, die er anspricht, werden uns bekannt vorkommen. Es ist Zeit, endlich anzufangen.
Abrahamitische Minderheiten und die Strukturen der Kirche
1. Das Ideal in Bezug auf Strukturen
1.1.Die Unmöglichkeit, außerhalb irgend einer Struktur zu leben.
In irgendeiner Stadt der Welt war ich Gast des Diözesanbischofs. Bei dieser Gelegenheit lud mich auch eine Gruppe der dortigen Untergrundkirche zu einem Gespräch ein. Einige Tage zuvor hatte diese Gruppe 48 Stunden hindurch die Kathedrale der Stadt besetzt gehalten. Der Bischof fand, ich sollte die Einladung annehmen.
Das Gespräch war offen, nichts wurde verheimlicht. Man sprach ohne jeden Schein von Konventialismus und ohne Vorurteile. Die Anwesenden befanden sich in einer sehr starken Spannung und in der Ablehnung kirchlicher Strukturen. Grundsätzlich waren sie gegen jede Struktur, gleich welcher Art, alle wollten sie abschaffen. Dabei meinten sie, die Kirche müsse gerade diesen Preis zahlen, wenn sie die moralische Kraft aufbringen will, um für die Änderung der Strukturen der Unterdrückung in unserer Zeit zu kämpfen.
Zunächst gab ich genügend Zeit zum Abreagieren. Der Saal war überfüllt. Vorn auf der Bühne stand ein Tisch mit sechs verantwortlichen Anführern, die höchst erregt waren. Als ich dann an der Reihe war zu reden, begann ich den Verantwortlichen mit mir am Tisch in aller Freundlichkeit zu erzählen:
Es ist noch nicht einen Monat her, daß eine Bewegung in der Hauptstadt des Landes entstand. Und jetzt hat sie noch nicht alle Stadtteile erreicht und zeigt schon für uns alle sichtbar, einen Keim von Struktur, nämlich diese Gruppe von Leuten im Saal und das halbe Dutzend Anführer. Was würde sein, wenn diese Bewegung alle Stadtviertel, alle Städte des Landes und alle Länder des Kontinentes erreicht haben würde!
Ich versuchte nun zu zeigen, daß ein Leben außerhalb irgend einer Struktur unmöglich ist. Ein Dasein im luftleeren Raum, über oder unter Strukturen, ist schlicht unmöglich.
Das Problem mit der Struktur besteht vielmehr genau darin, daß der Mensch von Zeit zu Zeit immer wieder den Mut und die Ehrlichkeit haben muß, sich der Überlast zu entledigen, die sich nach und nach auf der ursprünglichen Struktur abgelagert hat. Denn möglicherweise gibt es da verfaulte Elemente, die man ersetzen muß. Vielleicht muß man auch – wer weiß- die Strukturen in ihrer Gesamtheit ändern, Voraussetzung bleibt allerdings, daß man weiß und zugibt, daß man nicht menschlich-sozial handelt, wenn man vor allen vernünftigen und funktionalen Strukturen flüchtet.
Weiter führte ich aus, daß ich für ihre Situation und ihre Überlegungen Verständnis hätte. Wenn die Kirche nicht den Mut hat, ihre eignenen Strukturen infrage zu stellen, dann fehlt ihr auch die moralische Kraft, Strukturen der Gesellschaft zu kritisieren. Ich beeilte mich dann aber auch, die Leute zu bitten, daß sie um Gottes Willen, sich nur nicht in die internen Probleme der Kirche stürzten, während draußen, außerhalb der Kirche die wirklich großen und brennenden Probleme der Menschheit uns herausfordern.
Weiter wies ich auf die Gefahr hin, wenn wir allein um unsere kleinen internen Probleme kreisen, wird uns die Jugend den Rücken zukehren und sich davon machen. Wir einigten uns darauf, daß es auch notwendig sei – der große Kardinal Suenens hatte dies auf dem II. Vatikanischen Konzil angesprochen- gleichzeitig die Probleme der Kirche ad intra und ad extra anzugehen. Überdies gibt es genügend Anzeichen, die auf einen gefährlichen Überhang von kirchlichen Strukturen hinweisen.
1.2. Symptome schwerfälliger Strukturen
1.2.1.Großartige Texte, die nicht angewand werden
Eines der alarmierendsten Zeichen, die darauf hinweisen, wie viele Algen sich am Schiff Petri- nein, es ist das Schiff Christi, Petrus sitzt dort am Steuer-angesetzt haben, sind jene großartigen und wunderbaren Texte, die von der Kirche feierlich verkündet wurden, ohne jedoch in der Praxis verwirklicht zu werden.
Wieviele Diözesen haben denn die großartigen Hinweise des II. Vaticanums oder die Enzyklika “Pacem in Terris”, “Mater et Magistra” oder “Populorum Progressio” in die Tat umgesetzt?
Noch schlimmer: Man gewinnt den Eindruck, daß man dabei ist, das II. Vat. Konzil zu sabotieren, und zwar von einer Seite, von der her es absurd erscheinen müßte, daß so etwas möglich ist.
1.2.2. Der Anti- Evangelium Skandal.
Es gibt ein weiteres alarmierendes Symptom von Schwerfälligkeit, einen antievangelischen und zutiefst bedrückenden Skandal: eine Minderheit von 10% der Weltbevölkerung, die ihrer Herkunft nach christlich ist, beansprucht 80% der wirtschaftlichen Mittel der Erde egoistisch für sich. Wie sollten wir da noch die moralische Kraft haben, den Mund aufzutun, es sei denn in einem Akt der Reue, der auch konkrete Maßnahmen einer tiefen und raschen Umkehr mitumfaßt?
2.Ein Blick auf kirchliche Strukturen
2.1.Die Pfarrei
Es ist grausam, dem Werdegang der Institution “Pfarrei” nachzugehen. Versteht man sie in herkömmlicher Weise, kommt man zum Schluß, daß ihre Tage gezählt sind. Man hat einfach vergessen, was das Konzil von Trient festsetzte: eine Pfarrei darf nicht größer sein als der Kreis von Menschen, den der Pfarrer persönlich kennen kann. Da schon das Konzil von Trient die Basisgemeinde als die kleine pastorale Gemeinschaft voraussah und auch wünschte. Lassen wir die Pfarrei in Frieden und betrachten wir positiv, wie die Basisgemeinschaften- wenn sie gut verwirklicht sind- korrigieren können, was in der Struktur der Pfarrei unannehmbar geworden ist.
Die Basisgemeinde hat menschliche Ausmaße, so, daß jeder jeden kennen kann. Die Probleme innerhalb der Gemeinschaft sind keine Fälle der Moral, die in den Büchern steht, vielmehr geht es um reale Ereignisse, die das Leben mit sich bringt.
Damit in der Basisgemeinschaft der Dialog wirksam und vollgültig wird, lernen alle zu reden und zu schweigen. Zu reden und zu hören und sich zu freuen., wenn die eigene Meinung durch den Beitrag der anderen bereichert wird, auch durch abweichende Standpunkte der Brüder.
Monopole über die Wahrheit und den Heiligen Geist gibt es nicht. Der Priester nimmt an den Überlegungen der Gemeinschaft teil, ohne aber notwendigerweise das letzte Wort oder den besten Beitrag zu geben: er hat mittlerweile gelernt, daß es heutzutage für absolute Autorität keinen Platz mehr gibt, wohl aber für dialogische Autoritäten.
In den Basisgemeinschaften beschützen und helfen sich die Brüder gegenseitig, jeder verzichtet ausdrücklich darauf auf jemanden irgendeinen Druck auszuüben.
In der Basisgemeinschaft gibt es keine akademischen Diskussionen über horizontale und vertikale Bedeutung, Vermenschlichung, Evangelisierung und Sakramentalisierung. Natürlich sind das keine Dinge, die sich ausschließen, vielmehr ergänzen und bereichern sie sich wechselseitig. So wie in der Messe, die Liturgie des Wortgottesdienstes und die eucharistische Liturgie den einen Christus ausmachen, den wir auf zweierlei Weise empfangen.
In der Basisgemeinde gehen im allgemeinen alle einer Arbeit nach oder suchen eine Arbeit. Dabei macht auch der Priester keine Ausnahme. Denn nach dem Vorbild des hl. Paulus will er niemandem zur Last fallen. Er verdient seinen Unterhalt mit der Arbeit seiner Hände. Deshalb konzentrieren sich die Tätigkeiten der Basisgemeinschaft auf die Abende und besonders auf die Wochenenden.
Mächtig erschrecken wird jener, der Gott und der fortwährenden Tätigkeit des Heiligen Geistes keine Überraschungen zutraut. Wenn die Zahl der Priester für die Pfarreien nicht einmal hinreicht, wie darf man sich der Träumerei hingeben, Priester für die Basisgemeinden zu haben? Der Irrtum dieser Leute besteht in ihrem Klerikalismus. Sie können sich keine kirchliche Tätigkeit ohne Priester oder Diakon, im allerletzten Fall ohne Ordensschwester vorstellen und auch nicht gestatten; am allerwenigsten aber den Laien.
In den Basisgemeinden bewegt sich das Volk Gottes in Freiheit. Jeder hat seine Aufgabe, der Laie, die Schwester, der Priester und der Bischof. Es ist das Volk Gottes, das um den Altar herum wächst. Laien verkünden das Wort Gottes und Laien spenden die Taufe, die jetzt wieder eine lebendige und gemeinschaftliche Zeremonie ist. Man freut sich über die Aufnahme eines neuen Gliedes der Familie “Gemeinde”.
Nach Bedarf bereiten Laien einen Akt der Buße vor (revisão da vida), natürlich geben Laien nicht die Lossprechung. Aber nichts hindert sie daran, zuammen mit dem Volk Gottes um Vergebung zu bitten. Laien bereiten die Brautleute vor – und wenn es notwendig ist, sind sie auch die Repräsentanten der Kirche oder aber Überbringer des Segens Gottes. Sie machen die Krankenbesuche und bringen den Kranken, wenn nötig, die Krankenölung.
Sind jetzt die Grenzen zwischen allgemeinem Priestertum der Gläubigen und dem besonderen Dienst der geweihten Priestertum aufgehoben worden ?
Jeder Priester, der die Zeichen der Zeit und die Zeichen Gottes versteht, sieht ein, daß es hier um nichts anderes als um das Zurechtrücken der Dinge geht , die von einem ungebührlichen Klerikalismus aus dem Lot gebracht wurden. Statt sich frustriert zu fühlen und verängstigt wieder die Diskussion aufzuwärmen, die schon von den Aposteln geführt wurde, wer unter ihnen der Größte sei, freut sich der Priester, wenn er mit den Laien, seinen Brüder, Aufgaben teilen kann, die er allein doch nicht zu leisten vermag. So entdeckt er nach und nach alte und neue Weisen des Dienstes. Das Aufblühen neuer Charismen und neuer Dienste hilft ihm dabei.
Neben der Tatsache, daß es der Priester ist, der im Namen des Heiligen Geistes die Eucharistie feiert, besteht seine Aufgabe darin, Animator der Basisgemeinden und qualifizierter Mitarbeiter in der Fortbildung der Laien zu sein. Darüber hinaus ist er aktives Glied des Presbyteriums, das seinerseits Quelle für Hilfe, Inspiration und Rat für den Bischof sein muß.
So wird sichtbar, auch eine geringere Zahl von Priestern- wenn man nur ein wirksames Vertrauen auf die Laien hat- kann eine gründliche und breitangelegte Arbeit tun, so wie sie unsere Zeit fordert.
2.2.Die Diözese
Wenn es im folgenden Punkt um kirchliche Strukturen auf Diözesanebene geht, wollen wir die gleiche Methode anwenden wie im vorigen Abschnitt. Wir betrachten Diözesen, die sich schon erneuert haben oder mit vollem Einsatz bei der Erneuerung sind.
Wenn ein Bischof pompöse Titel, augenfälligen Schmuck und seine herrschaftliche Residenz aufgibt – und dies entspricht ja nur einer inneren Haltung von Entleerung und Armut – , dann kann er die Basisgemeinden verstehen.
Wenn ein Bischof in der Kirche eher ein Mysterium sieht und den mystischen Leib Christi, aber weniger eine perfekte Gesellschaft, die sich um Rechte und Privilegien Sorgen macht, wenn ein Bischof froh darüber ist, seine juristische Mentalität gegen eine pastorale Haltung eintauschen zu können, dann kann er verstehen, daß Priester effektiv auf Laien vertrauen und mit ihnen ihre Verantwortung für die Verkündigung des Wortes Gottes teilen.
Wenn ein Bischof tatsächlich den Dialog liebt und ihn als Mittel zu Kontakten mit allen – mit seinen Ordensfrauen und Laien, mit Intellektuellen und Arbeitern, mit Erwachsenen und jungen Leuten – in sein Leben integriert, dann ändert sich etwas Wichtiges und Tiefes in den Strukturen der Kirche.
Wenn ein Bischof sich daran gewöhnt hat, das Wort des Herrn nicht nur in den Schriften zu hören, sondern auch in den Ereignissen eines jeden Tages, dann ist er darauf vorbereitet, im Namen Christi sich der Verantwortung für die Ungerechtigkeiten, die heutzutage mehr als Zweidrittel der Menschen erdrücken, zu stellen.
Wenn ein Bischof versucht, die Pastoralkonstitution des II. Vatikanums über die Gegenwart der Kirche in der Welt von heute zu leben und leben zu lassen, dann kann er nicht dulden, daß man die Kirche in die Sakristei einsperren und die Religion nur auf den Kult und auf saft-und-kraftloses Evangelisieren reduzieren will. Denn so würde die Botschaft Christi in der Tat zum Opium für das Volk.
2.3.Die Bischofskonferenz
Bischöfe und Diözesen in voller, runder Form gibt es natürlich. Kann man da noch in vernünftiger Weise von ganzen Bischofskonferenzen, was Verständnis und prophetische Haltung angeht, Wunder erwarten ? Nein, zumal wenn die Zahl der sich konstituierenden Bischöfe groß ist.
Aber wer sagt denn, es seien die Mehrheiten, die die Ereignisse entscheiden und den Lauf der Geschichte bestimmen?
Folgende Punkte dürften von Seiten der Bischofskonferenzen möglich und wünschenswert sein:
Einmütigkeit, was das Credo angeht, erste und letzte proklamierte Wahrheit, darin gibt es Einigkeit.
Wenn es aber um offene Fragen geht, muß die Bischofskonferenz versuchen, dahin zu gelangen, daß jeder Bischof oder jede Gruppe von Bischöfen das geeignete Klima findet, um seine oder ihren Gedankengang voll darstellen zu können. Dabei kommt es darauf an, daß gegenüber den verschiedenen Haltungen ein Höchstmaß an wechselseitigem und wirksamen Respekt und an brüderlicher Liebe herrscht:
Wenn eine Bischofskonferenz ein derartiges Maß an Reife erreicht und die Vielfalt in der Einheit lebt, dann erreicht sie die ideale Position. Umgekehrt wäre es ein Jammer, wenn sie von einer einzigen Gruppe beherrscht würde, die den anderen ihre Meinung aufzwänge. Das gilt auch für den Fall, daß diese Gruppe sich offen dem II. Vatikanum verpflichtend hielte.
2.4.Die Römische Kurie
Hätte die römische Kurie zu ihrem Ideal gefunden, wenn sie aufhörte zu existieren? Nein. Denn eine Zentrale für Informationen, Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Unterstützung in schweren Stunden ist notwendig.
Es ist ein Mysterium, Prüfung und Demütigung festzustellen, daß es in der römischen Kurie Personen gibt, die kein Recht haben Urteile zu fällen. An ihrer Redlichkeit zu zweifeln, steht uns wiederum nicht zu. Diese Personen hinterlassen dennoch den schmerzvollen Eindruck, daß sie den Geist des Vaticanums II nicht verstanden haben. Vielmehr fürchten sie das Konzil und nicht selten sabotieren sie es in der Praxis.
Wie kann man aber diesen Männern klar machen, daß der von Rom ermutigte missionarische Einsatz der Vergangenheit, er wurde mit sehr viel Hingabe und Heroismus durchgeführt, aber in seinen Auswirkungen schrecklich war?
Er war zum spirituellen Kolonialismus geworden, der lokale Kulturwerte verachtete und europäische und römische Modelle aller Welt aufzwang!…
Wie kann man diesen Männern verdeutlichen, daß der Einsatz der römischen Kurie für Priesterberufe an den Problemen unserer Tage vorbeigeht; große und kleine Seminare, auch Ferien-und Vorseminare werden aufgezwungen oder doch wärmstens empfohlen! Wenn alle Excesse von Klerikalismus beseitigt sein werden, werden neue Dienste möglich, wenn das Priesterbild für heute und morgen neu entworfen sein wird, dann fehlt es auch nicht an Berufen für das ministerielle Priestertum in der Kirche Christi.
Wir sollten aber nicht nur auf dem Negativen herumhacken, auch in Rom gibt es bewunderswerte Personen, von denen der Heilige Vater Rat annimmt. Wir sollten uns vielmehr fragen: wie kann man den Pessimismus in bestimmten Kreisen der Kurie überwinden? Durch die Praxis gewinnt man den Eindruck, daß diese Menschen die Hoffnung verlieren, weil der nach ihrer Meinung bevorstehende Zusammenbruch der Kirche die Gegner Christi veranlaßt, der Kirche das Grabeslied zu singen.
3.Abrahamitische Minderheiten verändern kirchliche Strukturen.
3.1. Abrahamitische Minderheiten in der Pfarrei
Abrahamitische Minderheiten ahnen und spüren, daß der geheime Schlüssel zur Veränderung kirchlicher Strukturen in der kleinen Gruppe beginnt, bei den Basisgemeinschaften. Im kleinen Kreis erproben sie die großartigen Texte und die wunderbaren Beschlüsse des II. Vaticanums in der Praxis.
In dem Maße in dem wir in biblischer Bescheidenheit wurzeln ( ohne uns für größer oder besser zu halten als die anderen Brüder, die anders denken und handeln) und in evangelischer Liebe ( die Liebe aufgeben, heißt ja Gott aufgeben), werden wir Mittel und Wege zur Gründung von Basisgemeinden finden. Auf diese Weise bereiten wir die Änderung der Pfarrstruktur vor, ohne jedoch mit Pfarrern und Bischöfen aneinanderzugeraten.
3.2.Abrahamitische Minderheiten und Diözese
Wenn in einer Diözese in aller Loyalität Basisgemeinden entstehen, die in der Freiheit des Evangeliums die Lehren Christi und des Lebens verwirklichen. Ohne Treuebruch oder billige Vorwände ist die Veränderung der Diözesanstrukturen schon im Gange.
Die fundamentale Aufgabe ist es aber, ( die Abrahamitischen Minderheiten dürfen das nicht vergessen), dem Bischof zu helfen, damit er vor Isolierung, Lobhudelei, Intrigen, Pseudo-Dialog und vor der Klugheit des Fleisches bewahrt bleibt. Zu dieser Aufgabe gehört es auch, mitzuhelfen damit der Bischof zusammen mit seinen Priestern und dem ganzen Volk Gottes sich immer mehr öffnet für alle Probleme der Menschen, als ein Mann des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
3.3.Abrahamitische Minderheiten und Bischofskonferenz
In jedem Land ist eine Abrahamitische Minderheit von Bischöfen dringend notwendig. Sie versuchen, das Klima der Einheit im Credo zu fördern, durch gegenseitige Hochachtung angesichts der verschiedenen Meinungen zu den offenen Fragen, die oft in kollegialem Affekt vorgebracht werden. Brüderlichkeit und Kollegialität werden von Abrahamitischen Minderheiten gefördert.
Das Ideal bestände natürlich darin, wenn diese Abrahamitische Minderheit der Bischöfe die prophetische Aufgabe übernähme, die Kirche ständig daran zu erinnern, daß sie nie Stütze für Strukturen der Unterdrückung und Armut sein darf, vielmehr zu friedenstiftenden aber mutigen Maßnahmen für eine Erziehung zur Freiheit und Förderung der Menschen vorantreibt, ohne jedoch wie schon gesagt, anderslautende Meinungen zu mißachten.
3.4. Abrahamitische Minderheiten und Römische Kurie
Wer die römische Kurie kennt, weiß, daß es in ihr wunderbare Abrahamitische Minderheiten gibt. Ohne sich jedoch für klüger, mutiger oder christlicher zu halten, nähmen sie jedes Opfer auf sich, um dem Papst und den Bischöfen der ganzen Welt zu helfen, damit jene großartigen Lehren der Kirche verwirklicht werden. Es fehlt aber jemand, der sich entscheidet, dieser Minderheit Gehör zu verschaffen, ohne den Anschein engen Geistes zu sein oder die Gruppe zu einem Komplott zu machen.
Eine der wichtigsten und dringendsten Sorgen der Abrahamitischen Minderheiten an der Römischen Kurie ist die kraftvolle Unterrstützung der päpstlichen Kommission “Gerechtigkerit und Frieden “. Diese Kommission darf auf keinen Fall scheitern. Es käme sonst zu einer weiteren Frustration, besonders für junge Leute und alle Menschen guten Willens….
4. Es ist mehr zu lernen als zu lehren
Alle fangen wir an, wir riskieren, wir versuchen. Es ist lächerlich, wollte jemand meinen, er habe fertige Lösungen in der Tasche. Alle tappen wir im Dunkeln.
Sicher weht der Geist Gottes über der Kirche. Er weht, wo er eben will.
Haben wir nun die Demut und gestehen wir uns ein, daß wir alle mehr zu lernen haben als zu lehren.
Ich habe nun mein Herz geöffnet, ich sprach brüderlich. Nun sprechen Sie, sagen Sie, was der Heilige Geist hier wirkt.
Ende der Rede
Die Rede wurde uns freundlicherweise von Frau Eisabeth Wöckel zur Verfügung gestellt. In irem Besitz befindet sich auch das Orignalmanuskript. Frau Wöckel wurde 1937 geboren. Sie hat ein M.A. Diplom am Institut für Katechetik and Homiletik, München erworgen, ist Missionsbenediktinerin und theologische Mitarbeiterin von Dom Helder Camara in Olinda-Recife bei der Gründung kirchlicher Basisgemeinden von 1969-1971 gewesen, hat an der Redaktion der Handreichung für die Basisgemeinden mitgearbeitet, war Dozentin am ITER, Recife (Priesterausbildung), Dozentin in Recife, Philosphische Universität Fafire, Recife Brasilien, Universitäts TV Programm. 1971 wurde sie aus der Kongregation wegen politischer Gefährdung des Priorates entlassen.
Von 1971-1974 war sie Bildungsreferentin bei Missio München. Eheschließung 1973. An der Seite ihres Mannes als deutscher Botschafter von 1977-1981 in Sri Lanka, Dozentin für exegetische Übungen am Priesterrseminar in Kandy, 1980 Referentin für Befreiungstheologie auf der Südostasiatischen Bischofskonferenz in Trivandrum, Indien. 1981-1986 in Syrien, 1986-1990 im Senegal, 1990-1993 in Kolumbien. Ab 1993 in Deutschland, Mitarbeit in einer französischen Friedensinitiative für Palästina in Straßburg. 2007- 2010 Dozentin an der Arabisch-Europäischen Universität in Damaskus, 2010 Rückkehr nach Deutschland.