im weißen Gewand des Papstes, wenigstens nicht in der „Karnevaliade“, wie er selbst gesagt haben soll –
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe ich Franz von Assisi in seinem rauhen Sackgewand mit seiner Schwester Armut, um das Gewissen aller wachzurütteln,
- aller die Franziskus gewählt haben,
- aber auch aller, die Zuschauer waren, auf dem Platz und vor den Fernsehern, als der weiße Rauch aufstieg.
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe ich Bartolomé de Las Casas, den bekehrten Conquistador, der den Globalisierungskritiker Bergoglio mit seiner Predigt zum Gerichtsgleichnis Mt. 25, 31-46 unterstützt, indem er fragt: „ Wenn der Herr schon warnt, dass jener im ewigen Feuer landet, dem der Herr sagen muss: ‚ich war hungrig und du hast mir nicht zu essen gegeben….‘! An welcher Stelle des ewigen Feuers wird der zu finden sein, dem er sagen muss: ‚Ich hatte zu essen, und du hast mich hungrig gemacht; ich hatte eine Wohnung, und du hast mich obdachlos gemacht!….‘“
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe Charles de Foucauld mit den vielen „kleinen Schwestern und Brüdern Jesu“, mit dem offenen Herzen für alle, die halfen, Gott in einer fremden Religion zu entdecken, mit denen er „das Evangelium vom Leben“ teilte und die er nie zu bekehren suchte. Seine „kleinen Schwestern und Brüder“ tun es heute in den Armenvierteln oder den Indígena-Gemeinden.
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe ich Johannes XXIII., der daran erinnert, dass die Kirche nur dann die Kirche aller ist, wenn sie „vornehmlich die Kirche der Armen“ ist!
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe sich Bischof Oscar Romero und höre, wie er sagt: „Der schlimmste Angriff auf Gott, der schlimmste Säkularismus besteht darin, dass man die Kinder Gottes, die Tempel des Heiligen Geistes, den geschichtlichen Leib Christi zu Opfern von Unterdrückung und Ungerechtigkeit macht, zu Sklaven wirtschaftlichen Strebens, zu Leidtragenden politischer Gewaltherrschaft.“
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe ich Bischof Leonidas Proaño, den Bischof der Indios, in seinem Poncho, der die Kirche daran erinnert, dass alle, von denen man einmal geglaubt hat, sie hätten keine Seele, Menschen mit Rechten sind, Völker mit Rechten und mit einer eigenen Spiritualität. Diese Spiritualität kann dazu dienen, die „Mutter Erde“, das gefährdete gemeinsame Haus der Schöpfung zu bewahren.
Mit ihm auf dem Petersplatz sehe ich sie alle, die „Kirchenväter Lateinamerikas“, die auch den Katakombenpakt „für eine dienende und arme Kirche“ unterzeichnen:
Dom Helder Camara, der den Bruch mit dem konstantinischen Kirchenmodell fordert: „So wie in der Stunde der Vorsehung der Papst durch Gott von seinen Päpstlichen Staaten befreit wurde (und Pius IX und die Katholiken der ganzen Welt haben das damals nicht verstanden), so wird auch der Tag kommen, an dem Gott, unser Vater, den Stellvertreter Christi vom Luxus des Vatikans befreien wird.“
Ich sehe Don Sergio Mendez Arceo, der eine weitherzige Solidarität lebte, ohne religiöse oder ideologische Grenzen zu akzeptieren…
Ich sehe Don Antonio Fragoso, der die Realpräsenz Jesu im Brot der Eucharistie un d die Realpräsenz Jesu im Armen gleichsetzt.
Ich sehe, wie all diese Kirchenväter Papst Franziskus begleiten, wenn er den Vatikan-Palast verlässt und zum UNESCO-Museum macht, um der Menschheit den enormen kulturellen Reichtum zu zeigen, der im Namen Jesu Christi geschaffen wurde.
Ich sehe, wie Papst Franziskus den Palast verlässt, um – wie in Buenos Aires – mit „Müllmenschen“ Kommunion und das Leben zu feiern, das überall neu aufbricht und das zugleich an so vielen Orten bedroht ist; wie er auf dem Karren der „cartoneros“ steht und die Frohe Botschaft verkündet, dass Gott alle Menschen ohne Ausnahme liebt, aber besonders die am meisten Gefährdeten und Verachteten, die Plebejer, wie Paulus sagt.
Der Geist so vieler heiliger Frauen und Männer Gottes aller Orte und aller Zeiten könnte den Petersplatz und die Gemeinden von Christen in aller Welt entzünden für ein neues Pfingsten.
Norbert Arntz, Palmsonntag, 24. März 2013
Gedenktag der Ermordung von Oscar Romero