Leonardo Boff, Theologe und Philosoph
Es ist immer riskant, einen Theologen zum Papst zu machen. Er kann seine persönliche Theologie zur Theologie der Welt-Kirche machen und sie weltweit durchsetzen. Ich vermute, dies ist der Fall bei Benedikt XVI, zunächst als Kardinal und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (ex-Inquisition) und später als Papst. Ein solches Vorgehen ist illegitim und verursacht ungerechte Verurteilungen. In der Tat hat Josef Ratzinger mehr als hundert Theologen und Theologinnen verurteilt, weil sie nicht in seine theologische Deutung von Kirche und Welt passten.
Gesundheitliche Gründe und das Gefühl der Ohnmacht angesichts der tiefen Krise in der Kirche veranlassten ihn zum Rücktritt. Aber das waren nicht die einzigen Gründe. In seiner Rücktritts-Erklärung sagt er, „dass sowohl die Kraft des Körpers als auch die des Geistes … derart… abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.“ Ich glaube, hinter diesen Worten verbirgt sich ein tieferer Grund für seinen Rücktritt: Er nimmt wahr, dass seine Theologie zusammengebrochen und das Kirchenmodell, das er verwirklichen wollte, gescheitert ist. Eine absolutistische Monarchie ist nicht so absolut, dass sie auch das Beharrungsvermögen altgewordener kurialer Strukturen überwältigen könnte.
Die Haupt-Thesen seiner Theologie waren für die Kommunität der Theologen und Theologinnen seit jeher problematisch. Drei dieser Thesen sind schließlich von den Fakten widerlegt worden: dass die Kirche „eine kleine versöhnte Welt“ darstelle; dass die „Stadt des Menschen“ nur Wert hat vor Gott durch die Vermittlung der „Stadt Gottes“, und dass das berühmte „subsistit“ bedeutet, dass nur in der katholischen Kirche die wahre Kirche Christi „subsistiere“, alle anderen Kirchen aber nicht als Kirchen bezeichnet werden können. Diese enge Sicht einer scharfen Intelligenz, die zugleich Gefangene ihrer selbst bleibt, hatte weder genügend innere Kraft noch gewann sie die erforderliche Zustimmung für die Verwirklichung. Könnte Benedikt dieses Scheitern anerkannt haben und aus Gründen der Integrität zurückgetreten sein? Für diese Hypothese gibt es Gründe.
Der emeritierte Papst ließ sich von Augustinus inspirieren und belehren. Darüber habe ich in der Tat einige persönliche Gespräche mit ihm geführt. Von Augustinus übernahm er die grundlegende Perspektive, angefangen mit seiner drittrangigen Erbsündenlehre (die behauptet, die Erbsünde würde durch den Zeugungsakt übermittelt). Diese Lehre macht aus der gesamten Menschheit eine „massa damnata“. Aber in ihr hat Gott durch Christus eine erlösende Zelle ausgespart, die durch die Kirche vertreten wird. Sie ist „die kleine versöhnte Welt“, die den verlorenen Rest der Menschheit vertritt. Sie muss nicht viele Mitglieder haben. Einige wenige genügen, wenn sie nur rein und heilig sind. Ratzinger hat diese Vision verkörpert. Und sie durch folgende Überlegung ergänzt: Christus und die zwölf Apostel haben die Kirche konstituiert. Deshalb ist sie apostolisch. Nur diese kleine Gruppe entscheidet darüber. Alle Jünger, Frauen und die Menge des Volkes, die Jesus gefolgt sind, schließt Ratzinger aus. Sie zählen für ihn nicht. Sie werden durch die Vertretung, die von „der kleinen versöhnten Welt“ übernommen wird, erreicht. Ein solches ekklesiologisches Modell ignoriert die weite, globalisierte Welt. Er wollte also Europa zu „der versöhnten Welt“ machen, um von hier aus die Menschheit zu erobern. Er scheiterte, weil das Projekt von niemandem angenommen und kaum ernstgenommen wurde.
Die zweite These stammt auch von Augustinus und seiner Lesart der Geschichte: die Konfrontation zwischen der „Stadt Gottes“ und der „Stadt der Menschen“. In der Stadt Gottes gibt es Gnade und Erlösung: sie ist der einzige Weg zum Heil. Die Stadt der Menschen wird durch menschliche Anstrengung erbaut. Aber weil ihr ganzer Humanismus und all ihre anderen Werte kontaminiert sind, können die Menschen nicht gerettet werden, da sie nicht durch die Vermittlung der Stadt Gottes (die Kirche) hindurchgegangen sind. Die Stadt der Menschen bleibt vom Relativismus geplagt. Folglich hat Kardinal Ratzinger die Befreiungstheologie hart verurteilt, weil es ihr Anliegen ist, dass sich die Armen selbst befreien, dass sie selbst Subjekte ihrer Geschichte werden. Aber weil die Befreiungstheologie sich nicht mit der Stadt Gottes und ihrer Zelle, der Kirche, koordiniert, ist sie minderwertig und sinnlos.
Die dritte Hauptthese stellt eine sehr persönliche Interpretation dessen dar, was das II. Vatikanische Konzil über die Kirche Christi sagt. Der erste Entwurf der Kirchenkonstitution sagte, die katholische Kirche ist die Kirche Christi. Die am Ökumenismus orientierten Diskussionen führten dazu, dass das „est“ durch „subsistit“ ersetzt wird, um Raum dafür zu lassen, dass auch die anderen christlichen Kirchen auf ihre eigene Weise die Kirche Christi verwirklichen. Diese Interpretation, die ich durch meine eigene Promotion gestützt habe, wurde von Kardinal Ratzinger durch sein berühmtes Dokument „Dominus Jesus“ (2000) ausdrücklich verurteilt. Darin behauptet er, dass das „subsistit“ von „subsistentia“ her stamme, die nur eine einzige sein könne und die es nur in der katholischen Kirche gebe. Die anderen „Kirchen“ verfügen „nur“ über kirchliche Elemente. Dieses „nur“ ist eine willkürliche Hinzufügung zum offiziellen Text des Konzils. Sowohl einige bekannte Theologen wie auch ich selbst haben bewiesen, dass es diese essentialistische Bedeutung in der lateinischen Sprache nicht gibt. Die Bedeutung ist immer konkret im Sinne von „Gestalt annehmen“, „sich objektiv verwirklichen“. Dies war der „sensus Patrum“, das, was die Konzilsväter im Sinne hatten.
Diese drei Hauptthesen Ratzingers sind von den Tatsachen widerlegt worden: in der „kleinen versöhnten Welt“ gibt es zu viele Pädophile, selbst unter den Kardinälen, und zu viele Geldräuber in der Vatikan-Bank. Die zweite These, dass die Stadt der Menschen keine heilswirksame Kraft vor Gott habe, stützt sich auf die irrige Annahme, dass die Wirkung der Stadt Gottes sich nur auf den Bereich der Kirche beschränke. Auch in der Stadt der Menschen stößt man auf die Stadt Gottes, zwar nicht in der Gestalt des religiösen Bewusstseins, sondern in der Gestalt von ethischen und humanitären Werten. Das Zweite Vatikanische Konzil garantierte die Autonomie der irdischen Wirklichkeiten (ein anderer Name für die Säkularisierung), die unabhängig von der Kirche bedeutungsvoll sind. Sie zählen vor Gott. Die Stadt Gottes (die Kirche) verwirklicht sich durch ausdrücklichen Glauben, durch Gottesdienst und Sakramente. Die Stadt der Menschen verwirklicht sich durch Ethik und Politik.
Die dritte Hauptthese, dass nur die katholische Kirche einzig und ausschließlich die Kirche Christi sei und, mehr noch, dass es ohne sie kein Heil gebe, diese von Kardinal Ratzinger wiederbelebte mittelalterliche These wurde einfach als Beleidigung für andere Kirchen ignoriert. Anstelle von „außerhalb der Kirche kein Heil“ wurde in den Diskurs der Päpste und Theologen „die universelle Heilszusage für alle Menschen und für die Welt“ eingeführt.
Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz
Quelle: http://www.redescristianas.net/2013/03/09/el-colapso-de-su-teologia-razon-mayor-de-la-renuncia-de-benedicto-xvileonardo-boff-teologo-y-filosofo/
Leonardo Boff, teologo y filosofo
Siempre es arriesgado nombrar a un teólogo para la función de papa. Él puede hacer de su teología particular la teología universal de la Iglesia e imponerla a todo el mundo. Sospecho que este ha sido el caso de Benedicto XVI, primero como cardenal, nombrado Prefecto de la Congregación para la Doctrina de la Fe (ex-Inquisición) y después como Papa. Tal hecho no goza de legitimidad y se transforma en fuente de condenaciones injustas. Efectivamente condenó a más de cien teólogos y teólogas por no encuadrarse en su lectura teológica de la Iglesia y del mundo.
Razones de salud y sentimiento de impotencia frente a la gravedad de la crisis en la Iglesia lo llevaron a renunciar. Pero no solo eso. El texto de su renuncia habla de la “disminución de vigor del cuerpo y del espíritu” y de “su incapacidad” para enfrentar las cuestiones que dificultaban el ejercicio de su misión. Detrás de estas palabras, estimo que se oculta la razón más profunda de su renuncia: la percepción del colapso de su teología y del fracaso del modelo de Iglesia que quiso implementar. Una monarquía absolutista no es tan absoluta hasta el punto de vencer la inercia de envejecidas estructuras curiales.
Las tesis centrales de su teología siempre fueron problemáticas para la comunidad teológica. Tres de ellas acabaron siendo refutadas por los hechos: el concepto de Iglesia como un «pequeño mundo reconciliado»; que la Ciudad de los Hombres sólo adquiere valor delante de Dios pasando por la mediación de la Ciudad de Dios, y el famoso «subsistit» que significa: sólo en la Iglesia católica subsiste la verdadera Iglesia de Cristo, todas las otras Iglesias no se pueden llamar Iglesias. Esta concepción estrecha de una inteligencia aguda pero rehén de sí misma, no tenía la suficiente fuerza intrínseca ni la adhesión necesaria para ser implementada. ¿Benedicto habría reconocido el colapso y coherentemente renunciado? Hay razones para esta hipótesis.
El Papa emérito tuvo en san Agustín a su maestro e inspirador, de hecho fue objeto de algunas conversaciones personales con él. De Agustín asumió la perspectiva de base, comenzando por su esdrújula teoría del pecado original (se transmite por el acto sexual de la procreación). Esto hace que toda la humanidad sea una «masa condenada». Pero dentro de ella, Dios por Cristo instauró una célula salvadora, representada por la Iglesia. Ella es «un pequeño mundo reconciliado» que tiene la representación (Vertretung) del resto de la humanidad perdida. No es necesario que tenga muchos miembros. Bastan pocos, siempre que sean puros y santos. Ratzinger incorporó esta visión. La completó con la siguiente reflexión: la Iglesia está constituida por Cristo y los doce apóstoles. Por eso es apostólica. Es solo este pequeño grupo. Excluye a los discípulos, a las mujeres y las masas que seguían a Jesús. Para él no cuentan. Son alcanzadas por la representación (Vertretung) que «el pequeño mundo reconciliado» asume. Este modelo eclesiológico no tiene en cuenta el vasto mundo globalizado. Quiso entonces hacer de Europa «el mundo reconciliado» para reconquistar la humanidad. Fracasó porque el proyecto no fue asumido por nadie y hasta fue puesto en ridículo.
La segunda tesis está tomada también de san Agustín y de su lectura de la historia: la confrontación entre la Ciudad de Dios y la Ciudad de los Hombres. En la Ciudad de Dios está la gracia y la salvación: ella es el único camino que conduce a la salvación. La Ciudad de los Hombres se construye por el esfuerzo humano. Pero, como ya está contaminado todo su humanismo y sus otros valores, no consiguen salvarse porque no han pasado por la mediación de la Ciudad de Dios (Iglesia). Por eso ella está plagada de relativismos. Consecuentemente el cardenal Ratzinger condena duramente la teología de la liberación, porque ésta buscaba la liberación por los mismos pobres, hechos sujetos autónomos de su historia. Pero como no se articula con la Ciudad de Dios y su célula, la Iglesia, es insuficiente y vana.
La tercera es una interpretación muy personal suya que da del Concilio Vaticano II cuando habla de la Iglesia de Cristo. La primera redacción conciliar decía que la Iglesia católica es la Iglesia de Cristo. Las discusiones buscando el ecumenismo, substituyeron es por subsiste para dar lugar a que otras Iglesias cristianas, a su modo, realizasen también la Iglesia de Cristo. Esta interpretación sustentada en mi tesis doctoral mereció una explícita condena del cardenal Ratzinger en su famoso documento Dominus Jesus (2000), donde afirma que subsiste viene de «subsistencia» que sólo puede ser una y se da en la Iglesia católica. Las demás «iglesias» poseen «solamente» elementos eclesiales. Este «solamente» es un añadido arbitrario que hace al texto oficial del Concilio. Tanto algunos notables teólogos como yo mismo mostramos que este sentido esencialista no existe en latín. El sentido es siempre concreto: «conseguir cuerpo», «realizarse objetivamente». Este era el «sensus Patrum» el sentido de los Padres conciliares.
Estas tres tesis centrales han sido refutadas por los hechos: dentro del «pequeño mundo reconciliado» hay demasiados pedófilos hasta entre los cardenales, y ladrones de dineros del Banco Vaticano. La segunda, que la Ciudad de los Hombres no tiene densidad salvadora delante de Dios, se construye sobre un error al restringir la acción de la Ciudad de Dios solamente al campo de la Iglesia. Dentro de la Ciudad de los Hombres se encuentra también la Ciudad de Dios, no bajo forma de conciencia religiosa sino bajo forma de ética y de valores humanitarios. El Concilio Vaticano II garantizó la autonomía de las realidades terrestres (otro nombre para secularización) que tiene valor independientemente de la Iglesia. Cuentan para Dios. La Ciudad de Dios (Iglesia) se realiza por la fe explícita, por la celebración y por los sacramentos. La Ciudad de los Hombres, por la ética y por la política.
La tercera, que solamente la Iglesia Católica es la única y exclusiva Iglesia de Cristo y, todavía más, que fuera de ella no hay salvación, tesis medieval resucitada por el cardenal Ratzinger, fue simplemente ignorada como ofensiva a las demás Iglesias. En vez de «fuera de la Iglesia no hay salvación», se introdujo en el discurso de los papas y de los teólogos «la oferta universal de salvación a todos los seres humanos y al mundo».
Alimento la seria sospecha de que tal fracaso y colapso de su edificio teológico, le quitó “el necesario vigor del cuerpo y del espíritu” hasta el punto de, como confiesa, de “sentirse incapaz de ejercer su ministerio”. Cautivo de su propia teología, no le quedó otra alternativa sino honestamente renunciar.
Traducción de Mª José Gavito Milano
http://www.redescristianas.net/2013/03/09/el-colapso-de-su-teologia-razon-mayor-de-la-renuncia-de-benedicto-xvileonardo-boff-teologo-y-filosofo/