„Wir Bischöfe laden Sie ein, in den kommenden Jahren mit uns das Konzilsjubiläum zu feiern und sich im Lichte des Konzils den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Wir laden alle Gläubigen und insbesondere alle, die für die Verkündigung Verantwortung tragen, ein, den Glauben lebensnah und glaubwürdig zu bezeugen, die Liturgie würdig zu feiern und sich engagiert an der Gestaltung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens zu beteiligen.“ So schreiben die deutschen Bischöfe am 28.09. diesen Jahres.
Die vom 18.10.-21.10. stattfindende konziliare Versammlung „Zeichen der Zeit – Hoffnung und Widerstand“ in Frankfurt, die von fast allen massgeblichen Kirchenreformgruppen und gesellschaftspolitisch engagierten christlichen Gruppen getragen wird, und zu der sich über 500 Menschen angemeldet haben, hat ihrerseits schon vor Monaten die bundesdeutschen katholischen Bischöfe eingeladen, gemeinsam mit ihnen die Zeichen der Zeit, wie das Konzil schrieb, zu erforschen. Leider findet wohl keiner der Bischöfe Zeit, zu kommen, viele haben noch nicht einmal auf unsere Einladung geantwortet.
In ihrem Papier “ Erinnern – Bewahren – Weitergeben. Wort der deutschen Bischöfe zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils“ vom 28.09. diesen Jahres lassen sich auch leicht die Gründe erkennen: Die gesellschaftspolitische Verantwortung der Christen, wie sie u.a. in Lumen Gentium oder Gaudium et spes definiert wurde, verkommt in der Erklärung der Bischöfe zur nichtssagenden Rethorik: Konkrete Felder wie die Krise des Kapitalismus, Kriege oder Flüchtlingsproblematik werden gar nicht erst benannt. Stattdessen wird gleich an den Anfang die Liturgiereform gesetzt und folgerichtig beendet dieses Thema auch das Papier. Aber wie kann man von der Liturgie reden, wenn zugleich Wiederverheiratete Geschiedene weiter von der Eucharistie ausgeschlossen bleiben, wenn Frauen nur nachrangig im „Kerngeschäft“ der Kirche vorkommen …
Wer das II. Vatikanische Konzil ernsthaft als Bewahrung und Fortschreibung der Geschichte der Kirche verstehen will, muss endlich seine Angst, Ratlosigkeit und Institutionenfixiertheit aufgeben. Unsere Einladung an die deutschen Bischöfe steht!
Oder wie sagte Bischof Betazzi unlängst in einem Interview auf die Frage, was ihn am meisten am Konzil beiendruckt hätte: Was hat Sie als Konzilsteilnehmer am meisten beeindruckt?
„Die Ernsthaftigkeit, der Freimut der Debatten, das aufrichtige Bemühen, aus dem Gesamt der kirchlichen Tradition heraus neue Antworten für die Herausforderungen der Gegenwart zu finden.“ (Das ganze Interview hier: klick)